John Greenham hat in seiner über 20-jährigen Laufbahn als Mastering Engineer mit zahlreichen renommierten Künstlern aus nahezu allen Musikgenres zusammengearbeitet. Er war an weltweit erfolgreichen Alben und Singles beteiligt und hat dafür mehrere Grammy Awards gewonnen. Sein Studio befindet sich in Los Angeles, Kalifornien und gehört zu den Top-Adressen der Branche.
John Greenham
Mastering Engineer
4x mit dem Grammy Award ausgezeichnet (5x nominiert)
Credits: Billie Eilish, Sam Smith, Ice Cube, Katy Perry, Lady Gaga, Curtis Waters …
In einem exklusiven Studiogespräch mit HOFA-College Tutor Simon Götz teilt John Erkenntnisse aus seiner langjährigen Erfahrung in der Musikindustrie und gewährt Einblicke in die technischen Hintergründe und Abläufe beim professionellen Mastering für erfolgreiche Künstler aller Stilrichtungen.
Diese 5 Tipps für deine Karriere als Mastering Engineer gibt dir John Greenham mit auf den Weg:
1. Entwickle deinen eigenen Sound
Für angehende Mastering Engineers ist es entscheidend, einen eigenen, unverwechselbaren Sound zu entwickeln. Dann wird man dich auch genau aus diesem Grund kontaktieren: weil man einen bestimmten Sound haben möchte. John sagt: „Künstler schlagen vor, dass sie mit dir zusammenarbeiten wollen aufgrund der Sachen, die du bis dahin gemacht hast.“
Man könnte meinen, dass verschiedene Master desselben Songs, die von verschiedenen Mastering Engineers gemacht wurden, ziemlich ähnlich klingen und nur ein geringer Unterschied zwischen ihnen besteht, aber das ist nicht der Fall: Sie unterscheiden sich deutlich voneinander. Jeder Mastering Engineer hat seine eigene Klang-Ästhetik, die darüber entscheidet, wie die Musik für ihn klingen soll. Die Herausforderung für einen Mastering Engineer besteht darin, sein Equipment so auszuwählen, dass er damit den Klang erzielen kann, den er in seinem Kopf hört.
Der Schlüssel zu einem unverwechselbaren Sound liegt darin, das Equipment, das man verwendet, so gut wie möglich zu kennen – egal, womit man arbeitet. Es ist wichtig, die Stärken und Schwächen der Geräte zu kennen, wann sie gut klingen und wann nicht.
Nach Johns Meinung ist das auch beispielsweise der Grund für den Erfolg von Billie Eilish: Für ihr erstes Album hatten sie kein spezielles Equipment – und trotzdem hat es einen Grammy gewonnen. Der Grund, warum das funktioniert hat: Sie haben sehr hart gearbeitet, um das Equipment, das sie hatten, so gut wie möglich kennenzulernen, sodass sie ihm die Sounds entlocken konnten, die sie im Kopf hatten. In diesem Sinne ist es nicht wirklich hilfreich, sich auf das teuerste Equipment zu fokussieren, da man damit nicht unbedingt den gewünschten Sound erzielt oder einen eigenen Sound entwickeln kann. Um das zu erreichen, muss man mit dem, was man hat, kreativ arbeiten.
Das Ziel des Masterings ist laut John, kurz gesagt, Folgendes: „Versuche, den Song so zu gestalten, dass er einen wirklich in seinen Bann zieht. Das ist alles. Es geht um die Musik, an der wir arbeiten, es geht um den Künstler, und wir versuchen einfach, es – hoffentlich – nicht zu vermasseln.“
In einem Gespräch mit dem Grammy-ausgezeichneten Produzenten und Audio Engineer Toni Maserati brachte es dieser folgendermaßen auf den Punkt: „Wenn ich etwas zum Mastern schicke, möchte ich, dass es hinterher besser klingt. Es muss besser sein. Ob es ein bisschen besser ist oder viel besser, ist mir egal, Hauptsache, es ist besser.”
2. Erhöhe die Dynamik in deinen Songs für lautere Master
Wie laut ein Master auf einer bestimmten Streaming-Plattform klingen wird, ist nach Johns Erfahrung nicht wirklich vorhersehbar. Neben anderem hängt das auch vom Musikstil und dem Arrangement ab. Wenn der Song nur wenige Elemente enthält – etwa einen Bass, eine Snare, einige Akkorde und die Vocals – kann er auf den Streaming-Plattformen ziemlich laut sein. Dazu kommt: „Wenn du willst, dass deine Musik laut ist, dann füge ruhigere Parts in das Arrangement ein; der durchschnittliche Pegel wird dann niedriger sein (und der Gesamtpegel des Tracks wird vom Normalisierungs-Algorithmus nicht so stark abgesenkt)“.
Die meisten Mixes, die John erhält, sind bereits ziemlich laut. Also tut er sein Bestes, damit sie so gut wie möglich klingen, ohne dabei zu sehr auf das LUFS-Meter zu achten. Normalerweise schickt er die fertigen Master im Format 44,1 kHz und 16 oder 24 Bit an seine Kunden, damit diese sie auf möglichst vielen verschiedenen Geräten anhören können.
3. Achte auf diese Punkte bei der Verwendung analoger Outboard-Geräte
Gute analoge Outboard-Geräte können dem Sound einen besonderen Touch verleihen und ihn interessanter machen. Leider sind diese Geräte oft ziemlich teuer. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Investition in Outboard-Geräte daher wahrscheinlich nur dann sinnvoll, wenn deine Einnahmen hoch genug sind, um die Ausgaben zu rechtfertigen – es sei denn, Geld spielt keine Rolle.
Die wichtigsten Komponenten des analogen Systems sind: die Wandler, die Kabel, natürlich die analogen Geräte selbst und das Clocking der DA- und AD-Wandler (Digital-Analog und Analog-Digital). Alle diese Komponenten sind wichtig – denn es ist ein System, in dem alles miteinander zusammenhängt.
Beim Weg aus dem Computer heraus sorgen gute Digital-Analog-Wandler beispielsweise dafür, dass die analogen Geräte besser funktionieren und klingen. Verschiedene DA-Wandler arbeiten dabei unterschiedlich gut mit verschiedenen analogen Geräten zusammen. Röhrengeräte klingen zum Beispiel mit transparenten DA-Wandlern oft besser, weil sie ein möglichst ungefärbtes Eingangssignal benötigen, „sonst wird das Signal schnell ziemlich matschig“, sagt John. „Die Wandler sind also wirklich wichtig.“ Im Gegensatz zu so manch kontroverser Diskussion machen nach Johns Erfahrung auch Kabel einen Unterschied: „Kabel haben einen großen Einfluss auf den Klang“, wie er sagt. Auch eine gute Masterclock für die Wandler macht einen sehr großen Unterschied.
Der wahrscheinlich wichtigste Teil des analogen Outboards ist die Analog-Digital-Wandlung, die das Signal zurück in den Computer führt. Popmusik ist ziemlich laut „und es muss schon krachen. Deshalb muss man die Geräte ziemlich stark pushen“, sagt John. Seiner Erfahrung nach liegt die Magie des gesamten Prozesses ungefähr im letzten halben dB bei der Wandlung von analog zurück nach digital. Summierung dagegen, so sein Fazit nach einigem Experimentieren, funktioniert für ihn „in the box“ besser als analoge Summierung.
Es kann eine ganze Weile dauern, bis man herausgefunden hat, wie man den besten Klang aus seinem System herausholt: Als Erstes muss man den Pegel finden, mit dem man Audio durch das Outboard schickt, bei dem die analogen Geräte optimal arbeiten. John mag zum Beispiel den Klang von Röhren und verwendet gerne ein Paar Röhren-EQs. Für sehr laute Mischungen ist ein Solid-State-EQ allerdings möglicherweise besser geeignet, da das Verhalten von Röhren bei höheren Pegeln etwas unvorhersehbar sein kann. Zweitens muss man herausfinden, in welcher Reihenfolge man die Geräte am besten verwendet. Zudem kann es nach Johns Erfahrung sechs Monate bis zu einem Jahr dauern, bis man aus einem bestimmten Gerät „einen Sound“ herausbekommt.
Der große Vorteil „in the box“ (im Computer) zu arbeiten, ist, dass man von überall aus arbeiten kann. Beim hybriden Arbeiten ist man dagegen an einen Ort gebunden. Klanglich kann man Johns Meinung nach dem analogen Sound im Computer sehr nahekommen, wenn man genug Zeit investiert. Bestimmte analoge Geräte haben jedoch etwas ganz Besonderes an sich, das die Musik sehr interessant klingen lassen kann – und das kann unbezahlbar sein.
4. Konzentriere dich auf ein Abhörsystem
Beim Mastern verwendet John hauptsächlich nur ein Set von Lautsprechern. Bei knappen Fristen kann das Vergleichen auf verschiedenen Lautsprechern zu Verwirrung führen – frei nach der Redensart: „Wenn man nur eine Uhr hat, weiß man immer, wie spät es ist; hat man zwei Uhren, ist man sich nie so ganz sicher.“ Außerdem klingen seine aktuellen Lautsprecher (Kii Threes) seiner Ansicht nach ziemlich ähnlich wie Kopfhörer, die heutzutage meistens zum Musikhören verwendet werden. Er kann also ziemlich gut nachvollziehen, wie der Sound auf Kopfhörern oder dem Smartphone sein wird, „denn auf diese Weise werden die meisten Leute den Song hören“.
5. Vernetze dich mit Künstlern und Mixing-Engineers
Um als Mastering Engineer Karriere zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit besteht darin, bei einem erfolgreichen und bekannten Engineer zu lernen, was dir den Einstieg in die Branche deutlich erleichtern kann. Wenn du selbstständig arbeitest, kann es ein bisschen dauern, bis du ein Netzwerk und dein Unternehmen aufgebaut hast. Bleibst du aber hartnäckig und am Ball, wirst du irgendwann genügend Leute kennen, sodass du immer etwas zu tun hast. Allerdings benötigt man einen großen Pool an potenziellen Kunden, denn manche Künstler machen zum Beispiel nur alle zwei Jahre eine Platte, die du dann mastern könntest.
Auch dein Standort kann eine wichtige Rolle spielen. In Städten, in denen die Musikszene lebendiger ist, ist es einfacher, die richtigen Leute zu treffen, ein Netzwerk aufzubauen und sich einen Namen zu machen. Als Mixer oder Produzent kann dich die Arbeit mit Künstlern, die schon eine gewisse Fangemeinde haben, entscheidend voranbringen. Wenn du dich mit diesen auf den sozialen Netzwerken verbindest, kannst du deinen Namen bekannter machen.
Der wahrscheinlich wichtigste Schritt für deine berufliche Laufbahn ist der Aufbau guter Arbeitsbeziehungen zu Mixing Engineers. Mit diesen kannst du im besten Fall über einen langen Zeitraum zusammenarbeiten und dir so regelmäßige Aufträge sichern.
Zusammenfassend ist es also für angehende Mastering Engineers entscheidend, einen eigenen, unverwechselbaren Sound zu entwickeln. Dafür ist es wichtig, nicht nur die musikalische, sondern auch die technische Seite der Musikproduktion zu beherrschen.
Unsere Tontechnik-Fernkurse sind daher so konzipiert, dass sie dir einen sehr hohen Praxisanteil bieten, einschließlich ausführlicher, persönlicher Feedbacks zu deinen Mixes oder Masters in schriftlicher Form.
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Das vollständige Interview mit John findest Du auf unserem YouTube-Kanal:
Fotos: John Greenham Mastering
3 Antworten
GUTEN ABEND DR.M.ROHM ICH HABE WIEDER ETWAS GELERNT ES WAR GUT
LASS MIR SAGEN KEEPIN; UP THE GOOD WORKS MARC
SCHONEN GRUSS VON DER PETER AUS DIE NIEDERLANDE
Hallo Peter,
freut mich, dass du etwas aus dem Artikel mitnehmen konntest.
Vielen Dank & viele Grüße!
sympathischer typ.
vieles, was er sagt, kann man gut nachvollziehen.