Mit mehr als 50.000 Analysen der Mixes von Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern haben die Tutoren am HOFA-College immense praktische Erfahrung bei der Einschätzung der ersten Schritte angehender Audio Engineers.
Die Mixanalysen sind ein essenzieller Bestandteil der Tontechnik-Weiterbildung am HOFA-College. Im HOFA Online-Campus erhalten die Teilnehmer Zugriff auf Multitracks unterschiedlichster Musikgenres, die sie in ihrer DAW selbstständig mischen. Ihren fertigen Mix können sie hochladen und erhalten dazu ein detailliertes schriftliches Feedback mit vielen Tipps und einer möglichen Lösung.
Im folgenden Blogbeitrag zeigen wir dir die vier häufigsten Mixing-Fehler ambitionierter Audio Engineers, damit du diese in deinen Mischungen und Produktionen vermeiden kannst.
1. Unpassende Lautstärkeverhältnisse
Obwohl man dies mit zunehmender Erfahrung gerne vergisst, ist das Einstellen der Pegel der einzelnen Audiospuren ein essenzieller Teil des Mix-Prozesses und entscheidend dafür, ob ein Mix funktioniert oder nicht. Viele Mischungen weisen ein unausgewogenes Klangbild auf, das auf unstimmige Pegelverhältnisse der einzelnen Elemente in der Mischung zurückzuführen ist.
So entsteht beispielsweise ein unausgewogenes Low End häufig durch unpassende Lautstärken von Bassdrum und Bass. Oft sind Kick und Bass nicht laut genug, um ein solides rhythmisches und tonales Fundament der Mischung zu bilden – oder eines der beiden Elemente ist zu laut, wodurch das andere verdeckt wird und gleichzeitig eine Überbetonung der tiefen Frequenzbereiche entsteht.
Ungleichgewichte im Frequenzgang der Mischung sind vielfach auch die Folge einer unklaren Hierarchie von führenden und begleitenden Elementen in der Mischung.
Eine besondere Herausforderung ist die passende Lautstärke der Lead Vocals. Oft wird die Leadstimme zu laut gemischt – wahrscheinlich um ihre führende Position im Mix zu gewährleisten. Dadurch verliert sie jedoch die Verbindung zur Musik und steht isoliert zu weit vorne im Mix. Im umgekehrten Fall „verschwinden“ die Vocals im Mix und haben es dadurch schwer, die führende Rolle zu übernehmen, da sie mit Instrumenten konkurrieren, die genauso laut oder sogar lauter sind. Im Falle von Melodie-Instrumenten kann eine klare Hierarchie dabei helfen, Überlagerungen in den mittleren Frequenzen – und damit Frequenz-Maskierungen – zu vermeiden und Platz für die Vocals zu schaffen.
Eine fehlende Hierarchie im Mix resultiert oft aus dem Wunsch, alle Instrumente der Mischung gleich laut zu mischen, damit jedes Instrument gleich gut hörbar ist. Das Schlagzeug ist häufig in sich nicht ausgewogen und bildet so keine zusammenhängende Einheit. Oft sind Bassdrum und/oder Snare zu leise und können sich im Mix nicht richtig durchsetzen, wodurch dem Mix das rhythmische Fundament fehlt. Oder Hihat und Becken sind zu laut, was zu einer Überbetonung in den hohen Frequenzbereichen und zu einem eher scharfen Klangbild führt.

Unsere Tipps:
- Referenzmischungen aus demselben oder einem ähnlichen Genre können dabei helfen, ein Gefühl für die Lautstärken von Vocals und Instrumenten, die Lautstärke-Verhältnisse der verschiedenen Schlagzeug-Elemente oder der Elemente des Low Ends in einem bestimmten Genre zu entwickeln.
- Für ein ausgewogenes und definiertes Low End sollten Kick Drum und Bass in vielen Fällen einen in etwa gleichen Beitrag leisten.
- Um Maskierungen verschiedener Instrumente zu vermeiden und Platz für die Vocals zu schaffen, ist eine klare Hierarchie der verschiedenen Elemente sinnvoll.
2. Unausgewogener Frequenzgang
Das zweite große Problem, das einem ausgewogenen Mix im Weg steht, sind Fehleinschätzungen, was das gewünschte Klangbild der einzelnen Elemente angeht. Dies betrifft vor allem den Grundtonbereich von Instrumenten und Vocals sowie die hohen Frequenzen. Wir erleben oft unpassende Bearbeitungen, die entweder zu einer zu starken Absenkung oder zu ungenügender Kontrolle des Grundtonbereichs führen. Der erste Fehler – zu starke Reduktion, oft durch starkes EQing oder übermäßige Verwendung von Low Cut-Filtern – führt in vielen Fällen zu einem unnatürlichen und dünnen Klangbild. Perkussive Elemente wie Bassdrum und Snare, aber auch Vocals verlieren an Punch und Durchsetzungsvermögen, wenn ihr Grundtonbereich zu stark reduziert wird. Im Low End – vor allem bei Kick und Bass – führt eine zu starke Reduktion der Grundtöne zu einem dünnen Gesamtklang.
Diese Strategie des „Aufräumens“ in Tiefmitten und Bässen dient oft dem Ziel, den gefürchteten „Mittenmatsch“ zu vermeiden, vor dem in Online-Communities und Mixing-Tutorials gerne gewarnt wird. Das ist zwar grundsätzlich richtig – trotzdem sollte man für einen ausgewogenen Mix sowohl einen unsauberen Sound durch Überbetonungen als auch einen dünnen Klang durch zu starke Reduktion vermeiden.
Unsere Tipps:
- Eine Überbetonung in den unteren Mitten kann durch umsichtiges EQing vermieden werden, ohne die Grundtöne zu stark zu reduzieren – dynamische Equalizer sind hier besonders geeignete Werkzeuge.
- Wenn es mehrere Instrumente gibt, die in einem ähnlichen Frequenzbereich spielen:
Hier kann es sinnvoll sein, diese im Stereopanorama zu verteilen, um Frequenzüberlagerungen zu vermeiden. Für ein definiertes Low End können Bereiche in den tiefen Frequenzen definiert werden, die jeweils für ein bestimmtes Element reserviert sind.

Was die hohen Frequenzen betrifft, so hören wir oft Vocals, die zu hell und dadurch zusätzlich zu sibilant sind. Der Grund hierfür könnte hauptsächlich in dem Wunsch liegen, die Sprachverständlichkeit zu gewährleisten bzw. in dem Bestreben, die Vocals ihrer führenden Rolle entsprechend weit vorne im Mix zu platzieren. Eine starke Anhebung der Höhen kann aber auch als Anpassung an andere Elemente notwendig sein, die ihrerseits bereits zu hell sind, wie z. B. Lead-Instrumente. Bestimmte Elemente des Schlagzeugs sind ebenfalls mögliche Lieferanten von zu viel Energie in den hohen Frequenzbereichen, bspw. zu laute oder zu helle Becken oder HiHat. In manchen Fällen werden auch die hohen Frequenzen der Drums zu sehr reduziert, wahrscheinlich um eine Überbetonung der hohen Frequenzen im Mix zu vermeiden, was dazu führt, dass Kick und Snare an Definition und Durchsetzungsvermögen im Mix verlieren, oder der Mix ein insgesamt eher „dumpfes“ Klangbild aufweist.
Unser Rat: Die Vocals sollten – in den meisten Genres – das hellste Element im Mix sein. Die Helligkeit der anderen Elemente im Mix sollte daher in Bezug auf den Vocal-Klang angepasst werden. Um den Klang einzelner Elemente in der Mischung etwas zu öffnen, sollten die hohen Frequenzen eher breitbandig angehoben werden, anstatt bestimmte Frequenzen gezielt anzuheben, bspw. durch einen High-Shelf-Filter ab 1 oder 2 kHz aufwärts.
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3. Unzureichende Tiefenstaffelung
Eine der komplexesten Aufgaben bei der Erstellung eines Mixes ist die Gestaltung der räumlichen Wirkung für die einzelnen Elemente der Mischung. Eine überzeugende und natürlich klingende Tiefenstaffelung erfordert die Kombination mehrerer, sich gegenseitig gut ergänzender Elemente, die in ihrer Gesamtheit zu einer gut durchdachten Räumlichkeit führen.
Bei vielen Mischungen hören wir Räume, die zu klein und damit zu nah am Direktsignal sind, was ein eher indirektes Klangbild bewirkt. Oft sind Hallräume auch zu hell und damit klanglich nicht genug vom Direktsignal getrennt. Dadurch befinden sie sich – dem Hörempfinden nach – eher im Vordergrund des Mixes, anstatt sich etwas weiter hinten einzuordnen. Auch sind die Hallräume häufig entweder zu laut, was zu einem diffusen Klangbild führt. Oder sie sind nicht laut genug, wodurch die betreffenden Elemente etwas die Anbindung an die anderen Elemente des Mixes verlieren und dadurch isoliert wirken, was in einem eher „trockenen“ und direkten Gesamtklang resultiert.
Da die Vocals häufig das wichtigste Element einer Mischung sind, erhält der Vocal-Reverb meist besondere Aufmerksamkeit. Dies kann jedoch dazu führen, dass der für die Vocals gestaltete Hallraum nicht gut mit der Räumlichkeit der anderen Elemente harmoniert, wodurch ein inhomogener Raumeindruck innerhalb des Mixes entstehen kann.
Zusätzliche Tiefe mit Hilfe von Delays zu erzeugen, ist ebenfalls nicht ganz einfach zu bewerkstelligen. Diese sind oft zu laut und zu hell und daher als Effekt hörbar, anstatt durch einen eher subtilen Einsatz ein Gefühl von räumlicher Tiefe zu erzeugen.
Unsere Tipps:
- Reverbs und Delays, die zur Erzeugung von Tiefe verwendet werden, müssen nicht unbedingt deutlich hörbar sein, sondern können oft subtil eingesetzt werden. Um einen homogenen Raumeindruck und eine überzeugende Tiefenstaffelung im Mix zu schaffen, die auch ein schönes Glueing der einzelnen Elemente ermöglicht, sind Hallräume geeignet, die eine natürliche akustische Umgebung simulieren.
- Spezielle Halleffekte (z. B. Federhall, spezielle Umgebungen) sollten mit Bedacht und eher als Effekt eingesetzt werden, um ein bestimmtes Instrument oder einen bestimmten Part zu betonen, statt eine akustische Umgebung zu simulieren.
- Als Vocal-Reverb sind oft Hallräume mit einer etwas längeren Nachhallzeit geeignet, die sich hinter dem Sänger öffnen und sich gut mit den anderen im Mix verwendeten Hallräumen verbinden. Ein Absenken der hohen Frequenzen von Delays (mittels High Cut-Filter) ermöglicht eine klangliche Trennung vom direkten Signal und platziert die Echos weiter hinten in der Mischung, wodurch räumliche Tiefe erzeugt wird.


4. Fehler bei der Dynamikbearbeitung
Die Bearbeitung von Audiosignalen mit Tools wie Kompressoren oder Limitern ist eine weitere Aufgabe, die eine recht steile Lernkurve aufweist und deren Auswirkungen für das ungeübte Ohr nicht einfach zu hören sind. Oft werden der Zweck und das Ausmaß an dynamischer Kontrolle, die für ein bestimmtes Element im Mix erforderlich sind, von „Newbies“ falsch eingeschätzt.
So sehen wir einerseits einen übermäßig starken Einsatz von Dynamikwerkzeugen mit ungeeigneten Regelzeiten, was zu einer starken Reduktion der Dynamik und oft zu unschönen Nebenwirkungen führt.
Auf der anderen Seite führt eine ungenügende dynamische Kontrolle zu Lautstärke-Schwankungen, z. B. bei Vocals, wodurch die betreffenden Signale entweder in bestimmten Abschnitten im Mix verschwinden oder zu stark hervorstechen. Drums können sich wegen fehlender oder falscher Kompression im Mix oft nicht gut durchsetzen.
Zudem erhalten wir auch Mischungen, die eine zu starke Kompression oder ein Limiting der Stereosumme aufweisen. Dies hat zum Ziel, die Lautheit des Mixes zu erhöhen, also den Mix noch während des Abmischens zu mastern. In vielen Fällen führt ein unpassender Einsatz solcher Dynamik-Werkzeuge auf dem Master-Bus jedoch zu unerwünschten Nebeneffekten wie hörbaren Pegeländerungen, Pumpen oder Verzerrungen.
Unser Rat:
Gerade als Einsteigerin oder Einsteiger solltest du beim Einsatz von Dynamikwerkzeugen zurückhaltend sein und besonders den Einfluss unterschiedlicher Regelzeiten auf das komprimierte Signal beachten. Eine Pegelreduktion von 10 dB oder mehr ist bei Einzelsignalen oft zu viel – beim Einsatz eines Kompressors im Masterbus kann sogar schon ein Wert von zwei oder drei dB zu viel des Guten sein.

Diese Übersicht hilft dir hoffentlich ein wenig dabei, mögliche Problembereiche beim Mixing zu erkennen und so die Qualität deiner Mixes zu steigern.
Wenn du Interesse daran hast, dein Wissen in den Bereichen Tontechnik und Musikproduktion weiter zu vertiefen, bietet der Fernkurs AUDIO DIPLOMA die ideale Möglichkeit, deine Kenntnisse und Fähigkeiten umfassend auszubauen. Du lernst bequem von dir zuhause und erhältst regelmäßig Feedback von Profis zu deinen Produktionen.
2 Antworten
Musik zu analysieren oder zu beschreiben, ist eh schon schwer genug. Bei Musik – Mixes ist es ähnlich (für langjährig Erfahrene vielleicht etwas einfacher nachzuvollziehen). Jochen findet in allen Punkten die richtigen Worte: die technische – sonst eher trockene – Seite des Themas erhält dadurch auch einen künstlerischen Aspekt, der der Musik, die ja zuallererst vom Herzen kommen soll, absolut gerecht wird. Das ist das, was man bei aller „Frickelei“ mit der Technik nicht vergessen darf: ein Feeling für den Klang von Instrumenten abseits des Mikrofons zu entwickeln, Sounds verschiedener Genres zu unterscheiden und richtig abzubilden und immer den Song/das Stück als Ganzes zu sehen…ok, und natürlich: zu hören! Danke!
Toller Blogbeitrag! Vielen Dank für die nützlichen Tips. Dass die Vocals, in den meisten Genres, das hellste Element im Mix sein sollten war mir nicht so richtig bewusst.