Fernschule für Tontechnik & Musikproduktion

5 weitere Mythen beim Metal-Mixing

Die Liste der Mythen, die sich um die Produktion von Metal gebildet haben, ist über die Jahre wirklich sehr lang geworden.

Daher habe ich mir in diesem Video fünf weitere Mythen vorgenommen und möchte diese entkräften.

Hier findest du den ersten Teil der 5 Mythen beim Metal-Mixing.

Mythos Nr. 1: Dynamik ist schlecht

Viele Bands scheinen der Auffassung zu sein, dass Metal von Anfang bis Ende immer laut sein muss. Dies ist meiner Ansicht nach sehr schade, da harte Musik nur dann wirklich „heavy“ klingt, wenn sie aufgrund der Songdynamik auch als hart erkennbar sind. Eine musikalische Reduktion in der Strophe kann beispielsweise sehr nützlich sein, wenn der darauffolgende Part (z.B. der Refrain) besonders druckvoll und heavy klingen soll.
Ohne Dynamik
Mit Dynamik

Mythos Nr. 2: Geld kauft Sound

In der Vergangenheit hatte ich immer wieder mit Musikern und Musikerinnen zu tun, die mir versichern wollten, dass ihre teure Vintage-Snare aus den 50ern oder ihre Special Edition Gibson Les Paul nur aufgrund des hohen Preises besonders gut klingen. Das mag für Genres wie Klassik durchaus gelten, im Metal eher weniger. Meiner Meinung nach ist der Preis erst einmal Nebensache und es ist vor allem wichtig, ob sich das Instrument für dich gut anfühlt und es dich inspiriert.

Mythos Nr. 3: Die Vocals sollten nie zu laut sein

Für mich sind die Vocals auch im Metal das wichtigste Element einer Mischung. Viele Musiker und Musikerinnen scheinen da aber anderer Meinung zu sein und es hält sich die Behauptung, dass zu laute Vocals das Instrumental schwach wirken lassen. Das kann durchaus der Fall sein, liegt aber dann oft darin begründet, dass der Mix an sich bereits etwas schwach wirkt. Es ist aber durchaus möglich, ein druckvolles und lautes Instrumental mit lauten und klaren Vocals zu kombinieren. Daher rate ich davon ab, automatisch anzunehmen, dass die Vocals nicht laut sein dürfen.

Mythos Nr. 4: Drum Tuning ist unwichtig

Da wir höchstwahrscheinlich mit Triggersamples arbeiten, ist das Drum Tuning unwichtig, oder? Nicht ganz. Angenommen, wir nehmen unsere Drums auf und ersetzten Kick, Snare und Toms, benutzen aber dennoch die aufgenommenen Overhead-Signale. In den Overheads werden trotz allem die Kessel der Drums abgebildet, was in Kombination mit den Samples zu Phasenproblemen führen kann. Um also auch dem Mixing-Engineer das Leben leichter zu machen, sollte auch etwas Zeit in das Stimmen der Kessel investiert werden.

Mythos Nr. 5: Man kann alles editieren

Wenn ich einen Musiker oder eine Musikerin darum bitte, einen Take erneut aufzunehmen, lautet die Antwort nur zu oft: „Kannst du das nicht einfach editieren?“ Ich einigen Fällen geht das, in anderen Fällen möchte ich aber gar nicht, dass alles zu perfekt klingt. Einige Passagen profitieren sogar davon, wenn beispielsweise ein Snare-Schlag etwas zu früh oder zu spät einsetzt und es ist meine Aufgabe als Produzent, diese Passagen zu erkennen. Feeling lässt sich leider nicht editieren.
Zwei Kick-Spuren mit Edits und Crossfades

Autor

Dennis Ward
Dennis Ward
Dennis Ward arbeitet seit vielen Jahren in den HOFA-Studios und für HOFA-College. Er ist Bassist bei Magnum, ehemaliges Bandmitglied bei Pink Cream 69 und hat sich als Produzent und Audio-Engineer für Bands wie Helloween, Krokus, AXXIS, Angra, Primal Fear u.v.m. einen weltweiten Ruf erarbeitet. Von MelodicRock.com wurde er als Producer of the Year ausgezeichnet und das von ihm in den HOFA-Studios produzierte „Angra“ Album wurde in Japan zur besten Produktion des Jahres gewählt (Burrn!-Magazin).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert