Kompression gehört mit Sicherheit zu den spannendsten Themen innerhalb der Musikproduktion, auch für die Teilnehmenden unserer Tontechnik-Fernschule HOFA-College. Dabei stellt der Einsatz eines Kompressors vor allem Einsteigerinnen und Einsteiger vor diverse Herausforderungen. Was ein Audio-Kompressor eigentlich ist, welche Einstellungsmöglichkeiten und Anwendungsbereiche ein solcher im Mix bietet und wie sich der Einsatz von Kompression im Mixing und Mastering gezielt üben lässt – dazu möchten wir ein paar Erläuterungen und Tipps anbieten.
Was tut ein Kompressor und wozu braucht man ihn?
Nach wie vor hält sich hartnäckig der Mythos, dass ein Kompressor ein Audiosignal lauter macht. Genau das tut er aber eben nicht. Ganz im Gegenteil: Ein Kompressor macht ein Audiosignal in der Regel erst einmal leiser.
Wie entsteht aber ein solcher Mythos? Dazu müssen wir zunächst den Begriff der Dynamik in der Tontechnik etwas genauer betrachten. Kurz gesagt, beschreibt der Begriff der Dynamik die Differenz zwischen den leisesten und lautesten Pegeln eines Audiosignals. Diese Differenz lässt sich auch in der Wellenform eines Audiosignals visuell ablesen.

Für sich genommen ist ein dynamisches Signal natürlich erst einmal nicht schlecht und bildet die Klangquelle möglichst originalgetreu ab. In der Musikproduktion bzw. beim Mischen muss allerdings immer der Kontext betrachtet werden, in welchem ein Signal im Mix zu anderen Elementen steht. In besagtem Kontext der Mischung wird eine zu hohe Dynamik meist als instabil wahrgenommen, worin die Notwendigkeit der Verringerung des Dynamikumfangs von Signalen begründet liegt.
Genau hier kommt dann der Kompressor ins Spiel. Er sorgt dafür, dass die lauteren Stellen eines Signals abgesenkt werden, welche so näher an die leisen Stellen des Signals rücken. Das Ergebnis: ein geringerer Dynamikumfang, der es dem Producer oder Mischer ermöglicht, ein Signal stabiler im Mix zu platzieren, ohne dass die Pegelspitzen zu stark herausstechen bzw. die leisen Signalanteile untergehen.

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Parameter eines Kompressors
Was ein Kompressor tut, wäre damit geklärt. Doch woher weiß der Kompressor, wann er ein Signal leiser machen soll und wie stark er eingreifen soll? Um dies zu definieren, bieten Kompressoren diverse einstellbare Parameter, angefangen mit dem Threshold (dt. Schwellwert). Dieser legt einen Wert in dB fest, ab welchem der Kompressor mit der Reduktion beginnt, sollte dieser Wert überschritten werden. Je niedriger dieser Wert eingestellt ist, desto mehr Signalanteile werden durch den Kompressor abgesenkt.
Weiterhin lässt sich das Verhältnis festlegen, in welchem der Kompressor die Signalanteile über dem Threshold absenkt. Dieses Verhältnis lässt sich über den Parameter Ratio einstellen, welche in der Regel im Format Wert:1 dargestellt wird.
Ein Beispiel: Wird der Threshold am Eingang des Kompressors um 8 dB überschritten und die Ratio ist auf 4:1 eingestellt, so lässt der Kompressor nur noch 2 dB am Ausgang durch.
Dieses Beispiel zeigt wieder deutlich, dass der Kompressor an sich nur leiser machen kann. Dadurch verändern sich zwangsläufig die Verhältnisse im Mix, weshalb die durch die Kompression erzeugte Lautstärkeabsenkung kompensiert werden sollte. Dies lässt sich über das Makeup-Gain regeln. Damit das ursprüngliche Verhältnis im Mix wiederhergestellt wird und eine objektive Vergleichbarkeit zwischen unkomprimiertem und komprimiertem Signal gegeben ist, sollte das Makeup-Gain so eingestellt werden, dass das unkomprimierte und das komprimierte Signal als gleich laut wahrgenommen werden. Die genannten Parameter lassen sich auch im typischen Kompressionsdiagramm abbilden:

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Mehr InformationenIn diesem Diagramm nicht sichtbar sind die Regelzeiten des Kompressors. Während Attack bestimmt, wie schnell der Kompressor nach dem Überschreiten des Thresholds zu arbeiten beginnt, legt die Release-Zeit fest, wie schnell der Kompressor in den Nullzustand zurückkehrt, nachdem der Threshold unterschritten wird.
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Anwendungsbereiche
Ob beim Producing, Recording, Mixing oder Mastering: Kompression spielt in allen Teilbereichen der Tontechnik und Musikproduktion eine nicht zu unterschätzende Rolle. Mit dem Wissen um die Parameter der Kompression können wir uns Gedanken machen, für welche Signale wir Kompression benötigen und was wir durch diese bezwecken wollen.
Diesbezüglich vorneweg: Die einzig wahre Kompressionseinstellung gibt es nicht. Dafür sind die Anwendungsmöglichkeiten beim Mixing zu vielfältig und die Bedürfnisse beim Produzieren zu individuell. Dennoch gibt es hinsichtlich der Parameter ein paar Orientierungspunkte, die sich auf verschiedene Anwendungen im Mix transferieren lassen, wobei ein Blick auf die Wellenform eines Signals oftmals hilfreich ist.
Gehen wir mal davon aus, dass wir die Pegelspitzen eines Signals zähmen möchten, ohne dass die Dynamik zu deutlich hörbar eingeschränkt wird. In einem solchen Fall sind eine eher geringe Ratio und ein eher hoch angesetzter Threshold eine naheliegende Wahl. Ein solches Vorgehen ist beispielsweise bei einer Gruppen- oder sogar Summenkompression denkbar.
Anders sieht es aus, wenn die Dynamik bewusst stark eingegrenzt werden soll, um beispielsweise eine Vocalaufnahme zu stabilisieren; hier können eine starke Reduktion und entsprechende Einstellungen des Thresholds und der Ratio zum Ziel führen.
Durch die Regelzeiten können wir die Wellenform weiter nach unseren Vorstellungen formen. So lassen sich Transienten und die Ausklangphase eines Signals durch entsprechende Einstellungen der Attack- und Release-Zeit gezielt herausarbeiten. Möchten wir beispielsweise, dass Transienten von der Kompression unberührt bleiben, so muss die Einstellung der Attack-Zeit etwas länger ausfallen. Sollen die Transienten in einem Signal hingegen möglichst gezähmt werden, so darf die Attack-Zeit kürzer ausfallen.

Dieses Vorgehen lässt sich umgekehrt auf die Release-Zeit transferieren. Möchte man die Ausklingphase (engl. Sustain) eines Signals hervorheben oder länger erscheinen lassen, so empfiehlt sich eine kurze Release-Zeit. Eine längere Release-Zeit sorgt hingegen dafür, dass der Kompressor langsamer in den Ausgangszustand zurückkehrt, was den Ausklang entsprechend organischer oder sogar kürzer wirken lässt.

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Mehr InformationenKompression üben
Theorie schön und gut, doch wie lässt sich das Gehör hinsichtlich Kompression beim Mixing sinnvoll schulen? Dazu muss man den Kompressor erst einmal kennenlernen. Zu diesem Zweck eignen sich die Stock-Kompressoren der gängigen DAW sehr gut, da diese die gängigen Parameter und das Kompressionsdiagramm wie beschrieben anbieten.

Ab hier laden wir ausdrücklich zum Experimentieren ein. Gängige musikalische Signale wie beispielsweise eine Snare oder Vocals eignen sich gut, um die Auswirkung der Kompression im Mix unmittelbar begreifen zu können. Stelle gerne Extremwerte ein, um herauszufinden, wie sich die Einstellungen auf Parameter wie Transient, Ausklang, Nebengeräusche und vor allem die Stabilität der Lautstärke auswirken.
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