Umziehen, neue Leute kennenlernen, das Studienleben in der WG und Vorlesungen im großen Hörsaal sind ein zentraler Bestandteil für jeden Studenten – oder vielleicht doch nicht? Immer mehr Studenten entscheiden sich für ein Fernstudium und auch das Angebot an Anbietern und Fernstudiengängen nimmt stetig zu. Doch worin liegen eigentlich die Unterschiede und welche Studienform ist für dich optimal geeignet?
Studieren kann so unterschiedlich sein
Je nach Studiengang setzt sich ein Präsenzstudium an einer Hochschule oder Universität aus Semestergruppen von 20 bis zu über 1000 Studenten zusammen. Während eine Hochschule mit kleinen Gruppengrößen und individueller Betreuung punkten kann, ist der große Unihörsaal eher anonym und bedient vor allem nachgefragte Studiengänge in der Masse. Die Vorlesungen werden in der Regel frontal abgehalten und manchmal ist es gar nicht so einfach, konzentriert dem Dozenten zu folgen, wenn man etliche Meter entfernt zwischen hunderten von anderen Studenten sitzt. Ergänzt werden die doch eher klassischen Vorlesungen durch Tutorien, in denen das Wissen gefestigt und teilweise angewendet wird sowie durch praktische Projekte.
Anders verhält es sich bei einem Fernstudium, bei dem die Präsenz logischerweise eine untergeordnete Rolle spielt. Meist finden Vorlesungen im Online-Stream statt und werden im Idealfall aufgezeichnet, um nachträglich für die Studenten bereitgestellt zu werden. Dies hat natürlich den Vorteil, dass man sich die Lerninhalte zeitlich flexibel einteilen und sogar mehrfach ansehen kann. Für Rückfragen stehen in der Regel unterschiedliche Dozenten zur Verfügung, die man vor allem per Mail erreichen kann. Auch während der Online-Vorlesungen besteht die Möglichkeit, sich über ein digitales Handzeichen bemerkbar zu machen und Fragen zu stellen. Auch Prüfungen können aus der Ferne abgelegt werden, was zwar eine gewisse Gefahr für Betrug darstellt, jedoch gleichzeitig auch Studenten mit Prüfungsangst entgegenkommt.
Zeitlich flexibel studieren
Das wertvollste Gut des Menschen ist die Zeit und von der haben wir alle zu wenig. Alleine aus diesem Grund ist das Fernstudium für viele Interessenten einer Weiterbildung die einzig sinnvolle Lösung, denn nur so lassen sich der Beruf und die Familie zeitlich mit einem Studium vereinbaren. Ein Umzug, die Kündigung des Jobs oder die familiäre Situation machen ein Präsenzstudium schlicht unmöglich. Deshalb sind Fernstudiengänge vor allem bei Studenten mittleren Alters sehr beliebt, die sich eine berufliche Umorientierung wünschen, neue Gehaltsperspektiven anstreben oder einfach ihr Wissen in einem bestimmten Bereich erweitern möchten. Ihnen kommt das flexible Prinzip des Fernstudiums alleine zeitlich betrachtet sehr entgegen und erlaubt es, eine wertvolle Weiterbildung in den Alltag zu integrieren. Dabei geht es jedoch nicht nur um den täglichen Zeitpunkt, an dem man sich mit Studieninhalten beschäftigt und Projekte bearbeitet, sondern auch die Möglichkeit einer Pausierung des Studiums oder der Verlängerung. Beide Vorteile sind nicht selbstverständlich und werden nur von wenigen Anbietern ermöglicht. Wenn diese Aspekte für dich wichtig sind, solltest du dich unbedingt mit dem Bildungsanbieter deiner Wahl in Verbindung setzen, um dich zu erkundigen, ob diese Optionen angeboten werden.
Wie teuer ist ein Studium? – die Kosten im Vergleich!
Bildung ist nicht ganz günstig – das sollte sich herumgesprochen haben. Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede, die sich vor allem bei einem Vergleich zwischen einem Fernstudium und einem Präsenzstudium bemerkbar machen. Für eine bessere Vergleichbarkeit gehen wir einmal von einem privaten Anbieter bzw. einer Hochschule aus, bei denen im Gegensatz zu einer staatlichen Universität normalerweise mit Studiengebühren gerechnet werden muss. Bereits hier zeigen sich erste Unterschiede, da ein Präsenzstudium oft deutlich höhere Studiengebühren umfasst, die schnell zwischen 500 und 1000 € pro Monat betragen können. Aber wieso sind die Studiengebühren bei einem Fernstudium überhaupt günstiger? Grund dafür ist vor allem die Infrastruktur, denn bei einer Fernschule sind keine Unterrichtsräume erforderlich – das spart natürlich Unterhaltskosten; Miete und auch die Ausstattung der Räumlichkeiten entfällt.
Wer davon ausgeht, dass die Studiengebühren der eigentliche Kostenfaktor bei einer Weiterbildung sind, der liegt häufig falsch, denn oftmals sind es die Mietkosten, die Studenten vor eine große finanzielle Aufgabe stellen. Je nach Wohnregion kann ein WG-Zimmer mit 12 qm Fläche zwischen 150 und 700 € Warmmiete kosten. Nicht zu vernachlässigen sind außerdem Kosten für die Vermittlung, die Kaution sowie den Umzug – und meist sind auch kleinere Renovierungsarbeiten erforderlich. Wer sein neues Zuhause noch ansprechend einrichten möchte, sollte also ein gewisses finanzielles Polster haben. Abschließend ist auch der Weg zur Uni oder Bildungseinrichtung selten umsonst und sollte in die Rechnung einbezogen werden – jedoch muss man natürlich auch individuell unterscheiden, denn teilweise ist auch der Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad möglich, sodass die Kosten für ein Bahnticket eingespart werden können. Im Gegensatz dazu steht das Fernstudium, für das etliche Studenten sich alleine aus Kostengründen entscheiden und oft ein paar Jahre länger bei den Eltern unterkommen. Hierbei liegt der Fokus bei den überschaubaren Ausgaben eher auf der Ausstattung mit einem performanten Computer und einer soliden Internetverbindung.
Das Leben eines (Fern-)Studenten – eine Frage des Charakters?
Obwohl es beim Studieren in erster Linie um die persönliche Entwicklung und die Vorbereitung auf die berufliche Zukunft gehen sollte, steht für einige Studenten vor allem das damit verbundene Studienleben mit seinen hedonistischen Vorzügen im Vordergrund: neue Leute kennenlernen, im Sommer abends durch die Bars streifen, in den Clubs der Stadt tanzen und vor allem auf weitestgehend eigenen Beinen stehen. Der ein oder andere Fernstudent wird diese Zeilen mit Neid überfliegen, denn wer aus der Ferne im früheren Kinderzimmer studiert, wird diese Möglichkeiten nur begrenzt geboten bekommen. Zwar ist oft eine Kommunikation mit anderen Studenten digital gegeben, jedoch ist dies natürlich nicht mit einem Leben in einer Studenten-WG vergleichbar. Letztendlich ist es auch eine charakterliche Frage, denn nicht jeder ist auf der Suche nach einem neuen Leben in der Stadt. Viele entscheiden sich ganz bewusst für ein Fernstudium, um die unterstützende Familie um sich zu haben und auf bestehende Freunde zu setzen. Doch nicht nur das soziale Umfeld spielt eine bedeutende Rolle, sondern auch der jeweilige Lerntyp. Ein Fernstudium erfordert in der Regel eine höhere Eigenmotivation und vor allem auch ein eigenständiges und strukturiertes Lernen – das fällt nicht jedem leicht. Hier kann das Präsenzstudium durch die räumliche Nähe zu Kommilitonen und einen höheren Praxisbezug punkten.
Fazit
Wer nach einer Weiterbildung Ausschau hält und studieren möchte, der sollte sich nicht nur über die Wohnsituation, sondern auch seine finanziellen Möglichkeiten Gedanken machen. Gerade diese beiden Faktoren sind klare Pluspunkte für ein Fernstudium und machen recht schnell klar, ob ein Präsenzstudium grundsätzlich überhaupt sinnvoll oder möglich ist. Doch Geld ist nicht alles, denn wer aus der Ferne studiert, verzichtet oft auf ein aufregendes Studentenleben in der Großstadt und ist während des Studiums vor allem auch beim Lernen verstärkt auf sich alleine gestellt – das muss man natürlich können und auch wollen.
Trotzdem hat nicht jeder eine Wahl, denn vor allem Berufstätige und Eltern profitieren von der zeitlichen Flexibilität, durch die sie ihren Alltag mit einer finanziell attraktiven Weiterbildung vereinbaren können.