Fernschule für Tontechnik & Musikproduktion

Producing & Mixing-Tipps von der HOFA Song Contest Jury 

In diesem Jahr konnten wir uns beim HOFA Song Contest in seiner 10. Edition über eine Rekordzahl von insgesamt 2.009 eingereichten Songs aus 55 Ländern freuen – und besonders gefreut hat uns dabei das Niveau der Songs. So viele kreative, vielfältige und interessante Tracks hatten wir noch nie zuvor – was sich auch in den Ratings der Jury widerspiegelt, die ein gutes Stück über dem Durchschnitt der letzten Jahre lagen.

Dabei sind uns aber auch immer wiederkehrende Punkte aufgefallen, die verhindert haben, dass mancher Song sein volles Potential ausschöpfen konnte. In diesem Blog-Beitrag möchten wir dir ein paar Tipps geben, auf welche Dinge du beim Songwriting und vor allem beim Produzieren, Mischen und Mastern deiner Musik achten und welche Fehler du vermeiden sollest.

Tipp 1: Die Leadstimme gibt den Ton an!

Klar, das verhält sich in den verschiedenen Genres ein bisschen unterschiedlich – aber in den allermeisten Songs sollten die Lead Vocals deutlich und stabil vorne stehen. Der Gesang ist das Element, das die meisten Hörer:innen als erstes wahrnehmen und das sie mit einem Song verbinden. Ob gerappt, gesungen oder geshoutet – die Stimme transportiert das Gefühl und die „Botschaft“ des Songs. Um das zu können, muss sie aber auch präsent sein.

Und das erreichst du mit dem passenden EQing, guter Dynamikbearbeitung und der richtigen Räumlichkeit. In vielen Einreichungen gab es toll gesungene Vocals, die im Mix aber nicht optimal präsentiert wurden, weil sie zu dumpf oder zu dünn, zu dynamisch oder überkomprimiert, zu indirekt oder zu trocken klangen.

Im Rahmen der HOFA Tontechnik-Fernkurse lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alles über Mixing und Musikproduktion. Sie bekommen regelmäßiges Feedback zu ihren Mischungen und können so den Sound ihrer Produktionen auf ein professionelles Niveau bringen.

Tipp 2: Behalte das Stereobild im Blick

Viele „Bedroom-Producer“ und Musikschaffende arbeiten im Mix mit Kopfhörern – das ist auch absolut sinnvoll, wenn du deinen Raum nicht akustisch für das Mischen mit Lautsprechern optimiert hast. Eines der Probleme, die beim Monitoring über Kopfhörer entstehen können, ist aber die richtige Einschätzung der Stereobreite. Was auf Kopfhörern noch schön „weit“ und „groß“ klingt, kann in Wirklichkeit schon überbreit und „out of phase“ sein.

Das entsteht zum Beispiel, wenn Rhythmusgitarren in härteren Genres nicht wirklich gedoppelt, sondern mit Effekten und „Widenern“ künstlich in die Breite gezogen. Auch viele Synthie-Presets werden gerne überbreit angelegt, damit sie auf Kopfhörern möglichst beeindruckend stereo klingen. Das kann dir aber bei der Wiedergabe über gute Stereolautsprecher oder auch in Mono ganz schnell auf die Füße fallen.

Beim Hören über Lautsprecher klingt ein solches Signal unangenehm phasig und nicht ortbar und beim Mono-Playback (etwa über manche Bluetooth-Boxen) sind einige Sounds dann fast nicht mehr hörbar.

Deshalb solltest du das Stereobild immer auch kontrollieren – dafür gibt es optische Helfer, mit denen du die sogenannten „Phasen-Korrelation“ immer im Blick hast. Im IQ-Series Analyser kannst du das zum einen für den gesamten Mix, aber auch für 31 verschiedene Frequenzbänder getrennt überblicken.

HOFA IQ-Series Analyser von HOFA-Plugins zur Veranschaulichung des Stereobildes im Mix
IQ-Series Analyser von HOFA-Plugins: Spectrum Analyser, Frequenz-Goniometer und „normaler“ Goniometer (v.l.n.r.) hier mit deutlich überbreitem Signal

Um solche überbreiten, phasigen Sounds zu vermeiden, kann es eine gute Idee sein, Rhythmus-Gitarren „richtig zu doppeln“ – also zweimal aufzunehmen (siehe dazu auch dieses Video.)
Bei überbreiten Synths wiederum ist es hilfreich, bestimmte Frequenzbereich gezielt zu bearbeiten – das geht mit Mid/Side-EQs wie dem IQ-EQ.

HOFA IQ-Series EQ zur Frequenzbearbeitung
HOFA IQ-Series EQ mit verschiedenen Stereo-, Mid- und Side-Bändern

Tipp 3: Verlass dich nicht nur auf Presets!

Vor allem, wenn du mit virtuellen Klangerzeugern (Drum-Samplern, Software-Synthesizern) und Amp- oder Effekt-Plugins arbeitest, ist es sehr verführerisch, das fertige Preset zu nehmen, das schon so fett und mächtig klingt. Das kann aber mehrere Nachteile mit sich bringen – zum einen kann es sein, dass die Einstellungen überhaupt nicht zu deinem Song passen, auch wenn der Sound an sich der richtige wäre. Zum andern kann es dir passieren, dass du nicht der Einzige bist, der dieses Preset benutzt – in der Jury haben wir bei einigen Songs dieselben Drumsounds, denselben 808-Bass oder dieselben Amp-Plugin-Presets gehört.

Es lohnt sich also, deinen eigenen Sound zu mischen – lege dir zum Beispiel die virtuellen Drums auf Einzelkanäle und mische sie wie ein „echtes“ Drumset: Damit kannst du den optimalen Sound für deinen Song selbst bestimmen und klingst nicht wie hunderte Andere, sondern wirklich unique 😊

Drum-Mix über Individual Outs (Ausschnitt)
Drum-Mix über Individual Outs (Ausschnitt)

Tipp 4: Denke an die Songdynamik

Ein weiterer Punkt, der uns bei einigen Songs auffiel, ist die oftmals gleichförmige Songdynamik. Wenn Strophe und Refrain sich dynamisch, klanglich und in der Intensität kaum unterscheiden und auch Bridge oder Breakdown-Part keine wirkliche Abwechslung bieten, wird der Song vermutlich vielen Hörer:innen schnell langweilig.

Achte also beim Arrangieren und im Mix darauf, dass der Refrain nach der Strophe auch wirklich aufgeht, der Downpart auch wirklich „nach unten“ geht und der letzte Chorus auch eine Steigerung zu den ersten Durchgängen darstellt. Auch Stopps, Breaks und andere wirkungsvolle Übergänge sind wichtig, um den Song lebendig zu halten.

Mix mit dynamischer Songstruktur, Stopps und Downpart
Mix mit dynamischer Songstruktur, Stopps und Downpart

Tipp 5: Der Refrain muss „catchen“

Und damit zum letzten Punkt: Der wichtigste Teil in den allermeisten Songs ist der Refrain – und der muss die Hörer „einfangen“. Die Strophe kann noch so toll sein, und der Pre-Chorus eine perfekte Hinleitung schaffen – wenn einen der Refrain nicht mitnimmt, verpufft das Ganze im Nichts. Der Refrain hat am besten eine „catchy“ Hookline aus Melodie und Text und stellt dynamisch und klanglich einen deutlichen Lift dar. Das ist also nicht nur eine Frage des Songwritings, sondern auch von Arrangement und Mix.

Fazit

Der Contest hat gezeigt – es gibt großartige kreative Songs, den Unterschied macht die Produktion. Stell die Leadstimme konsequent nach vorn, behalte das Stereobild im Blick und entwickle deinen eigenen Sound. Achte auf die Songdynamik, damit der Refrain wirklich „catcht“. Mit diesen Tipps, systematischem Gegenhören und konstruktivem Feedback holst du das Maximum aus deiner Musik.

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Autor

Bild von Jochen Weyer
Jochen Weyer
Jochen Weyer ist seit 1994 fester Audio-Engineer in den HOFA-Studios. Ausgehend von einer klassischen Klavierausbildung ist er bei mittlerweile hunderten Produktionen für Aufnahme und/oder Mischung zuständig gewesen, seit 35 Jahren Bandmusiker und als Keyboarder und Sound-Tüftler auf unzähligen Alben zu finden. Diese langjährige Expertise reicht Jochen Weyer bei zahlreichen Workshops weiter.

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