Fernschule für Tontechnik & Musikproduktion

7 Budget-Mikrofone, die in keinem Studio fehlen sollten

Vor gar nicht allzu langer Zeit war noch ein professionelles Tonstudio mit Vollausstattung in Millionenhöhe nötig, um auch nur ein Demo produzieren zu können. Viele der teuren Analoggeräte haben zwar in professionellen Ton- und Musikkreisen durchaus noch zahlreiche Anhänger und finden nach wie vor ihren Einsatz, praktischerweise sind aber durch den Vormarsch der Computertechnik nach und nach viele technische Notwendigkeiten zur Option geworden. Heute produzieren sogar manche Grammy-Gewinner aus dem Schlafzimmer heraus und die Signalketten sind kürzer als jemals zuvor. Ein paar Geräte werden aber natürlich trotzdem noch gebraucht. Neben einem obligatorischen Audio-Interface, der richtigen Studioakustik und -abhöre, sind es vor allem die richtigen Mikrofone, die in keinem (Home-)Studio fehlen dürfen!

Zum Glück muss man heutzutage keine Bank mehr ausrauben, um mit dem richtigen Wissen und Können auch im heimischen Umfeld professionelle Aufnahmen machen zu können. Es muss nicht immer das Vintage U47 sein! Ein paar Hundert Euro für ein Audio-Interface und das richtige Mikrofon reichen für den Anfang völlig aus. Die Auswahl ist zwar groß, aber unübersichtlich und die Werbeversprechen der Hersteller klingen alle mehr oder weniger gleich.

Im Folgenden möchte ich dir deshalb 7 wirklich gute, aber budgetbewusste Mikrofone für verschiedene Anwendungsbereiche empfehlen, die in keinem guten (Home-)Studio fehlen sollten:

Aston Spirit

Aston Spirit, Straßenpreis: 320 €
Straßenpreis: 320 €

Das Aston Spirit ist ein fantastischer Allrounder. Es handelt sich um einen robusten Großmembrankondensator mit umschaltbarer Richtcharakteristik und unaufgeregtem, natürlichen Klangbild. Es rauscht zwar etwas mehr, als man es von vielen modernen Kondensatormikrofonen gewohnt ist, was aber in 99 % der Aufnahmesituationen völlig unproblematisch ist.

Empfohlene Einsatzbereiche: Gitarren, Overheads, Kick, Room, Strings, Amps, Vocals

Übrigens: Das Spirit hat noch einen kleinen Bruder mit fester Nierencharakteristik, das Aston Origin, das schon für unter 200 € zu haben ist.

SM7B

SHURE SM7B, Straßenpreis: 360 €
Straßenpreis: 360 €

Das SM7B ist eins der beliebtesten Mikrofone unserer Zeit. Es handelt sich um ein Tauchspulenmikrofon, das in seinem Klangbild einem Kondensator aber relativ nah kommt. Das SM7B ist – typisch für Tauchspulen – nicht allzu anfällig für Raumakustik und Umgebungsgeräusche und wird mit einem einfachen Popschutz ausgeliefert. Damit ist es ein perfekter Begleiter für Songwriting-Sessions oder Podcast-Aufnahmen. Es macht aber auch am Gitarrenverstärker oder an der Snare einen fantastischen Job! Auf der Rückseite besitzt das SM7B zwei wählbare Filter, mit denen der Frequenzgang bereits am Mikrofon angepasst werden kann. Der Ausgangspegel des SM7B ist relativ gering, was mit manchen mobilen Setups oder niedrigpreisigen Preamps problematisch sein kann. Für extra Gainreserven kannst du einen einfachen Inline-Verstärker wie z.B. Cloudlifter oder FetHead verwenden.

Empfohlene Einsatzbereiche: Vocals, Podcasts, Gitarren, Snare, Hi-Hat, Amps

Übrigens: Für mehr klangliche Flexibilität v.a. bei Instrumentenaufnahmen kannst du den integrierten Schaumfilter des SM7B am Plastikring greifen und herunternehmen, um den Mikrofonkorb freizulegen und etwas mehr Offenheit in den Höhen zu erhalten.

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SM57

SHURE SM57, Straßenpreis: 105 €
Straßenpreis: 105 €

Der absolute Klassiker an Snares und Gitarrenverstärkern! Aber auch an Gitarren oder Klavieren macht das SM57 immer wieder eine erstaunlich gute Figur. Typisch für eine Tauchspule kann das SM57 auch mit hohen Schalldrücken super umgehen. Die Chancen stehen gut, dass du oder jemand in deinem engeren Umfeld bereits ein oder mehrere SM57 besitzt. Da es als beinahe unzerstörbar gilt, hat sicher auch niemand etwas dagegen, es dir für deine nächste Session auszuleihen. Wer regelmäßig im Pop- oder Rock-Bereich Instrumente aufnimmt, kann nie genug SM57 haben.

Empfohlene Einsatzbereiche: Gitarren, Amps, Snares, Percussion, Brass

Übrigens: Hast du gerade nur ein SM58 zur Hand, möchtest aber Instrumentenaufnahmen machen, kannst du einfach den Gitterkorb abschrauben.

TLM 102

Neumann TLM102, Straßenpreis: 580 €
Straßenpreis: 580 €

Das teuerste Mikrofon in dieser Liste, aber ein günstiger Einstieg zu den echten “Neumännern”. Wenn du häufig Vocals oder Instrumente aufnimmst, ist dieses erstaunlich kleine Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik eine gute Wahl. Zugegeben: mit dem Klang der Legenden U47/67/87 kann es zwar nicht ganz mithalten, aber der Vergleich ist nicht nur preislich nicht ganz fair. Mit dem TLM102 hast du auf jeden Fall ein sehr professionelles Mikrofon mit natürlichem, hellem, aber ausgewogenem Klangbild und gutem Off-Axis-Frequenzgang, das sich vor allem im Pop-Kontext sehr flexibel einsetzen lässt.

Empfohlene Einsatzbereiche: Vocals, Pop-Klavier, Gitarren

Übrigens: Falls du einen modernen, hellen Vocalsound suchst und ein bisschen mehr investieren kannst, kommt mit etwas über 1.000 € auch das TLM103 in Frage.

Line Audio CM4

Line Audio CM4, Straßenpreis: 150 €
Straßenpreis: 150 €

Dieses kleine Mikrofon aus Schweden ist mittlerweile längst kein Geheimtipp mehr und auch bei hochpreisigen Klassik-Produktionen finden sich in der Tasche des Tonmeisters oft 2-3 dieser Schätze, um die üblichen Verdächtigen von Schoeps und Neumann bei Bedarf zu ergänzen. Das CM4 ist ein für diesen Preisbereich fast schon unglaublich gutes Kondensatormikrofon mit einer breiten Nierencharakteristik und einem sehr natürlichen und ausgewogenen Klangcharakter. Besonders hervorzuheben ist beim CM4 die ausgewogene und natürliche Off-Axis (also wie das Mikrofon Schall aufnimmt, der von der Seite oder von hinten eintrifft). Dies macht es zu einem absoluten Budget-Tipp für alle, die sich mit akustischer Musik beschäftigen.

Empfohlene Einsatzbereiche: Klavier, Streicher, Hauptmikrofon, Overheads

Übrigens: Das Omni1 von Line Audio ist ebenfalls zu empfehlen, falls du ein gutes Kugelmikrofon in diesem Preissegment suchst.

LOM Audio Uši Pro

LOM Audio Uši Pro, Straßenpreis: 130 € (Paar)
Straßenpreis: 130 € (Paar)

Das Uši Pro von LOM Audio ist ein echtes Schnäppchen und gerade mal so groß wie ein XLR-Stecker. Ein sehr kleines, aber feines Kondensatormikrofon mit Kugelcharakteristik. Ich würde es zwar nicht unbedingt als Hauptmikrofon einsetzen, aber das Uši Pro eignet sich super, wenn du unsichtbare Stützmikrofone mit neutralem Klangbild vor dem Publikum oder der Kamera verstecken musst oder unkompliziert und preiswert zusätzliche Raumsignale aufzeichnen möchtest. Es sind sogar Magnethalterungen erhältlich und die Mikrofone sind so leicht, dass man sie einfach direkt am Kabel von der Decke hängen kann, sodass man sich mit diesen Mikrofonen oft das Stativ sparen kann.

Empfohlene Einsatzbereiche: Room, Instrumentenstützen, Foley

Übrigens: Wenn es noch kleiner sein soll, schau dir mal das MikroUši Pro an, das sich super für Lavalier-Anwendungen eignet und in diesem Bereich einen tollen Job macht. Für musikalische Anwendungen bevorzuge ich aus klanglicher Sicht allerdings das etwas größere Modell.

Roswell Mini K47

Roswell Mini K47, Straßenpreis: 440 €
Straßenpreis: 440 €

Wie der Name schon vermuten lässt, besitzt das Roswell Mini K47 eine K47-Kapsel, die vermutlich berühmteste Mikrofonkapsel der Welt mit einem eher hellen, aber meist nicht allzu scharfen Klangbild. Es handelt sich beim Mini K47 um ein transparentes Kondensatormikrofon mit hochwertigem Klangbild. Der große Dynamikumfang und die detailgetreue Auflösung erlauben den flexiblen Einsatz auch an lauten und komplexen Schallquellen. Ein guter, hochwertiger Allrounder für akustische Instrumente aller Art!

Empfohlene Einsatzbereiche: Overheads, Gitarren, Vocals, Amps, Strings, Brass

Übrigens: Es gibt das Mini K47 auch in einer “High Output”-Variante. Diese Version setzt den Dynamikbereich deutlich herab und sorgt für mehr Obertöne bei Pegelspitzen, eignet sich jedoch besser für extrem leise Quellen, falls du es hiermit häufiger zu tun haben solltest.

Fazit

Wer behauptet, gute Mikrofone müssen teuer sein, der liegt definitiv daneben. Viele Mikrofone unter 500 € haben sich ihren Platz auch in den legendärsten Tonstudios der Welt redlich verdient und können auch im Homestudio für 1A-Sound sorgen. Egal, ob du dein erstes Mikrofon kaufst oder deinen Mikrofonschrank für kommende Produktionen erweitern möchtest, unter den oben genannten Vorschlägen findest du bestimmt das Richtige!

Hast du weitere Budget-Mikrofontipps, die man unbedingt auf dem Schirm haben muss? Lass uns teilhaben und schreib sie uns in die Kommentare!

Autor

Christoph Thiers
Christoph Thiers
Christoph Thiers ist seit über 15 Jahren in der Musikbranche tätig und hat hunderte Produktionen verschiedenster Genres als Recording, Mixing und Mastering Engineer begleitet. Zu seiner breit gefächerten Vita zählen Künstler wie Die Fantastischen Vier, Sarah Connor, Birdy, Nathan Evans, RAF Camora und Boris Brejcha, sowie zahlreiche Auszeichnungen und Chartplatzierungen. Neben Musikproduktion und Studio Management beschäftigt er sich u.a. mit neuen Medienformaten und Artist Development, berät Indie Labels, Künstler und Startups und war an mehreren Software Entwicklungen für die professionelle Musikproduktion beteiligt. In den letzten Jahren hat sich Christoph verstärkt auf immersive Musikproduktion spezialisiert und betreut u.a. Dolby Atmos Mixes für internationale Labelkunden und namhafte Indie Artists.

7 Antworten

    1. Exakt. Wohlgemerkt NT1, nicht NT1A.
      Ein erstaunliches Budget Großmembran, welches gefährlich an ein Neumann TLM 103 heranreicht.
      Mit dem niedrigsten Grundrauschen überhaupt. Der Geheimtipp für Sprachaufnahmen, wenn das Budget für ein Neumann nicht reicht.
      Das darf man im Grunde gar nicht weitersagen 😉

  1. Wer ein preiswertes und sehr gutes Großmembran-Mikrofon mit umschaltbarer Richtcharakteristik sucht ist mit dem Sennheiser MK8 sehr gut bedient. Außerdem finde ich, dass das Sennheiser e609 auch oft eine gute Arbeit macht.

  2. Ich hätte auch gerne mal die Mikrofone von Weissklang erwähnt gesehen. Die liegen ja auch alle in der Preisklasse und sind wirklich gut.

  3. Ich habe ein Kleinmembran SE8 Stereoset von SE Electonics (399 €). Die funktionieren bei mir sehr gut für akustische Gitarren.

    Andere Preisklasse, aber für mich ein tolles Mikro ist das UAD Sphere LDX, vormals Townsend Labs Sphere LD22. Leider von UAD mit 1650 € jetzt 350€ teurer geworden.
    Aber die Emulationen der verschiedenen Neumänner und anderer Mikrofone, die allein schon das Doppelte kosten, sind laut verschiedener Testberichte sehr gut. Ich kann das selbst leider nicht vergleichen, aber mir gefallen die Aufnahmen damit sehr gut. Meine 12 String mit einem LD22 in Stereo aufgenommen klingt besser als alles, was ich vorher hinbekommen habe.
    Und die Möglichkeiten NACH der Aufnahme den Mikrofontyp und andere Eigenschaften noch zu ändern, sind schon beeindruckend. Das ist quasi das Schweizer Taschenmessern unter den mir bekannten Mikrofonen.

  4. Naja, statt dem Neumann TLM-102 habe ich mir erst einmal das Sennheiser MK4 zugelegt, da es so wie es aussieht aus dem selben Haus kommt und günsitger ist.

    Irgendwann wenn es mit meinen Gesangskünsten besser geworden ist, werde ich mehr investieren und mir das Neumann TLM-103 zulegen.

    Neben einigen SM-57 habe ich mir für die Amp-Aufnahmen ein Audio-Technika AE-3000 und für akustische Instrumente ein matsched Pair von SE das SE-8 zugelegt, die klingen etwas hellder, das stört mich ein wenig, doch werde ich da noch etwas experimentieren.

    Dann besitze ich neben vielen weiteren Mikros noch ein Rode NTG-2 für Video-Aufnahmen.

    Es werden mit der Zeit noch weitere Mikrofone hinzukommen die allesamt nicht all zu teuer sind:
    Sennheiser E-906, MD421-II, AKG C-414 und einige mehr.

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